Christo Wladimirow Jawaschew

Christo Wladimirow Jawaschew

* 13.06.1935 in Gabrowo
† 31.05.2020 in New York City

Angelegt am 01.06.2020
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Über den Trauerfall (3)

Hier finden Sie ganz besondere Erinnerungen an Christo Wladimirow Jawaschew, wie z.B. Bilder von schönen Momenten, die Trauerrede oder die Lebensgeschichte.

Christo

03.06.2020 um 11:35 Uhr von Redaktion

Christo wurde am 13. Juni 1935 als Christo Wladimirow Jawaschew in Gabrowo (Bulgarien) geboren. Er war der zweite der drei Söhne von Wladimir Jawaschew und Zweta Dimitrowa. Sein älterer Bruder ist der Schauspieler Anani Jawaschew. „Christos Großvater hatte in Gabrovo eine Chemiefabrik gegründet, die von seinem Vater weitergeführt wurde. Seine Mutter Tzveta Dimitrova, die 1913 nach türkischen Massakern während des Zweiten Balkankriegs aus Makedonien nach Bulgarien geflohen war, war bis zu ihrer Heirat im Jahre 1931 Generalsekretärin der Akademie der Schönen Künste in Sofia.“ Mit sechs Jahren erhielt Christo seine ersten Zeichen- und Malstunden. Häufig besuchten Künstler der Akademie die Jawaschews und unterrichteten Christo, dessen künstlerisches Talent früh bemerkt wurde. Seine Leidenschaft im Umgang mit großen Stoffbahnen entdeckte er während seiner Jugendzeit in der Fabrik seines Vaters. Hier fertigte er erstmals Zeichnungen von großen Stoffballen an. Im Zweiten Weltkrieg lebten Christos Eltern mit der Familie – der jüngere Bruder Stefan ist Chemiker – in einem „relativ sicheren Landhaus, das eine Zufluchtsstätte für Künstler und andere Freunde der Familie wurde, als die Städte von den Alliierten bombardiert wurden“. Nach dem Krieg wurde Christos Vater vom neuen kommunistischen Regime schikaniert, seine Chemiefabrik verstaatlicht.

 

Christo hegte eine Vorliebe für das Theater und inszenierte in seiner Jugend Stücke von William Shakespeare. Hierbei wurde sein organisatorisches Talent deutlich. Christo studierte 1953 bis 1956 an der Akademie der Künste in Sofia. Danach begab er sich nach Prag und „schaffte es, mit dem Zug nach Wien zu gelangen. […] Bei einem Freund seines Vaters wurde er freundlich aufgenommen“. Nach einem Semester an der Akademie der bildenden Künste Wien und einem Aufenthalt in Genf ging Christo im März 1958 nach Paris.

 

„Seinen Lebensunterhalt verdiente er weiterhin mit Porträts, die er mit ‚Javacheff‘ signierte.“ Ein Gönner empfahl ihn der Frau des Generals de Guillebon, „die er in drei Versionen – in realistischer, impressionistischer und kubistischer Manier – porträtierte“. Die Tochter der De Guillebons, Jeanne-Claude, verliebte sich in Christo und musste sich dabei gegen ihre Eltern durchsetzen. In die frühe Zeit in Paris fiel auch der Schritt, der „wegweisend und prägend“ für Christos Kunst werden sollte:

 

„Er begann zu verhüllen. Christo verhüllte Dosen, Flaschen, Stühle, ein Auto – einfach alles, was er finden konnte, Alltagsgegenstände, die weder besonders schön noch interessant waren. Stillschweigend setzte er voraus, daß jedes, aber auch jedes Objekt seinen Platz in der Kunst haben konnte. Es gab für ihn keine Hierarchien der künstlerischen Ausdrucksformen und Inhalte.“

 

– Jacob Baal-Teshuva: Christo & Jeanne-Claude. Köln 1995, S. 17.

Christo besuchte viele Ausstellungen und Museen, wurde inspiriert von Joan Miró und vor allem von Jean Dubuffet. Bekannt wurden 1958/59 seine Verpackte Dosen und Flaschen, die er mit harzgetränkter Leinwand umgab, verschnürte und mit Leim, Firnis, Sand und Autolack behandelte. 1960 ließ er dann jegliche Bemalung weg und beendete somit seine Inventory-Reihe. Seine Verhüllungen waren eine „Offenbarung durch Verbergen“ (David Bourdon). Im Herbst des Jahres besuchten Niki de Saint Phalle und Jean Tinguely sein Atelier.

 

Christo lernte in dieser Zeit den deutschen Unternehmer und Kunstsammler Dieter Rosenkranz kennen, der einige seiner Verhüllungen kaufte. Als er Rosenkranz 1961 in Köln besuchte, um dort seine erste Einzelausstellung zu begleiten, begegnete er John Cage, Nam June Paik und Mary Bauermeister. Doch seine Verhüllungen blieben vorerst wenig bekannt.

 

Christo starb am 31. Mai 2020 in seinem Haus in New York City.

Chronologie der wichtigsten Kunstwerke und -projekte

03.06.2020 um 11:33 Uhr von Redaktion

1961: Gestapelte Ölfässer und Verhüllungen im Hafen, Kölner Hafen

1962: Der Eiserne Vorhang – Mauer aus Ölfässern, Rue Visconti, Paris, 1961–1962

1964: Ladenfronten

1968: 5.600-Cubicmeter-Package, 4. documenta, Kassel, 1967–1968

1968: Verhüllter Brunnen und Turm, Spoleto

1968: Verhüllte Kunsthalle Bern

1969: Verhüllte Küste, Little Bay, Australien (siehe oben)

1969: Amerika-Haus Heidelberg, Deutsch-Amerikanisches Institut Heidelberg, 15. Mai 1969

1969: Verhülltes Museum of Contemporary Art, Chicago

1970: Verhülltes Denkmal für Vittorio Emanuele, Piazza del Duomo, Mailand, 1969–1970

1970: Verhülltes Denkmal für Leonardo da Vinci, Piazza della Scala, Mailand, 1969–1970

1970: Wrapped Living Space das Futuro Haus von Charles Wilp auf dem Dach seines Hauses

1971: projekt mon SCHAU in Monschau in der Eifel

1972: Talvorhang, Grand Hogback, Rifle, Colorado, 1970–1972 (siehe oben)

1972: Teilnahme an der documenta 5 in Kassel

1974: Meeresfront, Newport, Rhode Island

1974: Verhüllte römische Stadtmauer (Porta Pinciana), Rom, 1973–1974

1976: Laufender Zaun, Sonoma und Marin Counties, Kalifornien, 1972–1976 (siehe oben)

1977: Teilnahme an der documenta 6 in Kassel

1978: Verhüllte Parkwege, Loose Park, Kansas City, 1977–1978 (siehe oben)

1983: Umsäumte Inseln, Biscayne Bay, Greater Miami, Florida, 1980–1983 (siehe oben)

1985: Der verhüllte Pont Neuf, Paris, 1975–1985 (siehe oben)

1991: Die Schirme, Japan-USA, 1984–1991 (siehe oben)

1995: Verhüllter Reichstag, Berlin, 1971–1995

1998: Verhüllte Bäume, Fondation Beyeler und Berower Park, Riehen, 1997–1998

1999: Die Mauer, 13.000 Ölfässer, Gasometer Oberhausen, Oberhausen, 1999

2005: Die Tore, Central Park, New York City, 1979–2005 (siehe oben)

2013: Großes Luft Paket, Gasometer Oberhausen, Oberhausen, 2013

2016: The Floating Piers, Iseosee (Italien), 2016

2018: The Mastaba, London

Auszeichnungen

03.06.2020 um 11:31 Uhr von Redaktion

1987 erhielt Christo den Goslarer Kaiserring.

 

2014 erhielt Christo den 49. Theodor-Heuss-Preis der Theodor-Heuss-Stiftung. In der Begründung heißt es: „Mit der subtilen Provokation am monumentalen Objekt bricht er Denk- und Sichtweisen auf und entspricht damit in herausragender Weise dem diesjährigen Jahresthema der Theodor-Heuss-Stiftung Kunst bricht auf.“

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